
Tankfahrzeuge im Gefahrguttransport – Anforderungen & Vorschriften
Die Anforderungen an Tankfahrzeuge für den Transport von Gefahrgut werden häufig unterschätzt – dadurch entstehen immer wieder Sicherheitslücken.
Der Transport von Gefahrgut stellt aufgrund der potenziellen Gefahren für Mensch, Umwelt und Sachgüter eine besonders anspruchsvolle Aufgabe dar. Tankfahrzeuge, die für den Transport von gefährlichen Stoffen eingesetzt werden, müssen daher strenge Anforderungen erfüllen, um ein Höchstmaß an Sicherheit zu gewährleisten. In diesem Beitrag gehen wir tief in das Thema ein und beleuchten die wichtigsten Aspekte und Bestimmungen, die für Tankfahrzeuge gelten, die Gefahrgut transportieren dürfen.
Bauvorschriften und Zulassung von Tankfahrzeugen
Tankfahrzeuge, die für den Transport von Gefahrgut vorgesehen sind, müssen den geltenden Bauvorschriften entsprechen und einer strengen Zulassungsprüfung unterzogen werden. Diese Vorschriften sind in nationalen Gesetzen und internationalen Übereinkommen wie dem ADR festgelegt.
Die Tanks und Behälter des Tankfahrzeugs müssen entsprechend den Gefahrgutklassen und den physikalischen und chemischen Eigenschaften des transportierten Stoffs ausgewählt und ausgelegt sein. Sie müssen beispielsweise aus Materialien bestehen, die gegen die zu transportierenden Chemikalien beständig sind, und über eine angemessene Dichtigkeit verfügen, um Leckagen zu verhindern.
Sicherheitseinrichtungen am Tankfahrzeug
Zusätzlich müssen Tankfahrzeuge, die Gefahrgut transportieren, mit Sicherheitseinrichtungen ausgestattet sein, um Notfälle zu bewältigen. Dazu gehören unter anderem Überfüllsicherungen, Absperrvorrichtungen und Entlüftungssysteme, die dazu beitragen, das Risiko von Unfällen und Leckagen zu minimieren.
Besonders wichtig ist zudem eine korrekt ausgeführte Erdung. In der Praxis zeigt sich immer wieder, dass Erdungspunkte fehlen oder nicht so angebracht sind, wie sie es sein sollten – ein erhebliches Risiko, insbesondere beim Be- und Entladen.
Gefahrgutkennzeichnung und Beschriftung
Die deutliche und eindeutige Kennzeichnung von Tankfahrzeugen, die Gefahrgut transportieren, ist von entscheidender Bedeutung, um andere Verkehrsteilnehmer und Einsatzkräfte zu informieren und potenzielle Gefahren frühzeitig zu erkennen.
An den Seiten und der Rückseite des Tankfahrzeugs müssen die entsprechenden Gefahrgutkennzeichen gemäß den Vorschriften des ADR angebracht sein. Diese Kennzeichen enthalten eine Nummer zur Kennzeichnung der Gefahr (Kemlerzahl) und die UN-Nummer des transportierten Gefahrguts (beides auf der orangefarbenen Warntafel), die Gefahrzettel sowie gegebenenfalls zusätzliche Symbole, die auf spezielle Eigenschaften oder Risiken (z. B. umweltgefährdend oder erwärmte Stoffe) hinweisen.
Tanks, die mit Sicherheitsventilen ausgerüstet sind und einen Fassungsraum von höchstens 3.000 Litern aufweisen, haben seit dem 01.01.2023 die Möglichkeit, verkleinerte Kennzeichen mit einer Größe von bis zu 120 mm × 120 mm zu verwenden. Die Schrifthöhe muss mindestens 60 mm und die Strichbreite mindestens 6 mm betragen. Das Kennzeichen darf sich bei einer 15-minütigen Feuereinwirkung nicht von seiner Befestigung lösen.
Schulung und Qualifikation der Fahrer
Fahrer von Tankfahrzeugen, die Gefahrgut transportieren, müssen über eine spezielle Schulung und Qualifikation verfügen. Sie müssen die geltenden Vorschriften und Bestimmungen für den Transport von Gefahrgut genau kennen und die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen ergreifen können.
Dazu gehört beispielsweise die korrekte Handhabung von Gefahrgutkennzeichnungen, die Ladungssicherung und das richtige Verhalten im Falle eines Unfalls oder einer Panne. Die Fahrer müssen in der Lage sein, Gefahren schnell zu erkennen und angemessen zu reagieren.
Die regelmäßige Weiterbildung der Fahrer ist ebenfalls von großer Bedeutung, um sie über aktuelle Entwicklungen und Änderungen in den Vorschriften auf dem Laufenden zu halten und ihre Qualifikationen auf dem neuesten Stand zu halten.
Notfallausrüstung und Vorsorge
Tankfahrzeuge, die Gefahrgut transportieren, sollten mit der entsprechenden Notfallausrüstung ausgestattet sein, um im Falle eines Unfalls, einer Leckage oder eines anderen Notfalls angemessen reagieren zu können. Dazu gehören unter anderem Auffangbehälter, Abdichtmaterial, Schutzkleidung und persönliche Schutzausrüstung für den Fahrer.
Bei Kontrollen diverser Fahrzeuge fehlt regelmäßig ein Teil der vorgeschriebenen Notfallausrüstung – in manchen Fällen ist sie sogar komplett nicht vorhanden. Das ist nicht nur ein Verstoß gegen die Vorschriften, sondern ein erhebliches Sicherheitsrisiko.
Eine vollständige Notfallausrüstung ermöglicht es dem Fahrer, erste Maßnahmen zu ergreifen, um ein Auslaufen oder Ausbreiten des Gefahrguts zu verhindern und sich selbst zu schützen, bis professionelle Hilfe eintrifft.
Tankfahrzeug-Fahrer sollten über Notfallpläne und Notfallkontaktinformationen verfügen, auf die sie im Bedarfsfall schnell zugreifen können.
Regelmäßige Prüfungen und Inspektionen
Um die Sicherheit bei Gefahrguttransporten zu gewährleisten, müssen Tankfahrzeuge regelmäßigen Prüfungen und Inspektionen unterzogen werden. Für Tanks gelten in der Regel Außenprüfungen alle 3 Jahre und Innenprüfungen alle 6 Jahre. Diese Prüfungen dienen dazu, den Zustand der Tanks, der Sicherheitseinrichtungen und der Notfallausrüstung zu überprüfen und sicherzustellen, dass das Fahrzeug den geltenden Vorschriften entspricht.
Es sind sowohl periodische Hauptuntersuchungen als auch spezifische Prüfungen für Gefahrgutfahrzeuge vorgeschrieben. Die Prüfungen müssen von sachkundigen und zertifizierten Prüfern durchgeführt werden, die über das nötige Fachwissen und die Erfahrung im Umgang mit Gefahrguttransporten verfügen.
Diese Prüfungen müssen in der Tankakte lückenlos eingetragen sein. Wer ein gebrauchtes Fahrzeug kauft, sollte darauf besonders achten. Andernfalls kann es bei einer Kontrolle vorkommen, dass eine Tankakte vorliegt, die gar nicht zu diesem Fahrzeug gehört.
Die Tankakte muss während der gesamten Lebensdauer des Tanks und bis 15 Monate nach der Außerbetriebnahme aufbewahrt werden.
Wechselwirkung mit anderen Vorschriften
Bei der Beförderung von Gefahrgut sind nicht nur die Vorschriften des ADR zu beachten. Zusätzlich können nationale Regelungen gelten, die weitere Anforderungen an den Transport von Gefahrgut stellen. Dazu gehören beispielsweise besondere Vorschriften für den Transport durch Tunnel, über Brücken oder durch bestimmte sensible Gebiete.
Es ist daher wichtig, dass Fahrer und Transportunternehmen über alle relevanten Vorschriften und Gesetze informiert sind und diese strikt einhalten, um Bußgelder, Stilllegungen und andere rechtliche Konsequenzen zu vermeiden.
Zusammenfassung: Anforderungen an Tankfahrzeuge im Gefahrguttransport
Der Transport von Gefahrgut ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, die höchste Sicherheitsstandards erfordert. Tankfahrzeuge müssen strengen Anforderungen genügen, um die Sicherheit von Menschen, Umwelt und Sachgütern zu gewährleisten. Dazu gehören unter anderem:
- geeignete, dichte und beständige Tanks und Behälter,
- korrekte Gefahrgutkennzeichnung und Beschriftung,
- funktionierende Sicherheitseinrichtungen und Erdung,
- qualifizierte und regelmäßig geschulte Fahrer,
- vollständige Notfallausrüstung,
- regelmäßige Prüfungen und Inspektionen sowie eine lückenlose Tankakte,
- Kenntnis und Einhaltung aller relevanten Vorschriften (ADR, nationale Regelungen, Sondervorschriften).
Durch die konsequente Einhaltung dieser Anforderungen können Transportunternehmen sicherstellen, dass sie den Transport von Gefahrgut verantwortungsvoll und rechtskonform durchführen – und gleichzeitig das Risiko von Unfällen, Leckagen und behördlichen Maßnahmen deutlich reduzieren.
Beratung zu Tankfahrzeugen und Gefahrguttransport
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Ich bin Marko Richter, Geschäftsführer der safeXcon GmbH, und seit über 15 Jahren national und international als Gefahrgutbeauftragter unterwegs. Haben Sie Fragen rund um dieses oder andere Gefahrgut-Themen, unterstützen wir Sie praxisnah und lösungsorientiert.
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Über den Autor
Marko Richter
Gefahrgutbeauftragter
safeXcon GmbH




